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„Das Fell wird dicker!“

Posted on 28. Mai 202528. Mai 2025 by annette

Sie ist die Enkelin von kurdischen Gastarbeitern, er ist aus Tunesien eingewandert. Beide engagieren sich in der Kommunalpolitik. Sie in Rostock, er in Chemnitz. Ein Gespräch mit Nurgül Senli und Ahmed Béjaoui über Fremdenfeindlichkeit im Wahlkampf, Parteien im Sinkflug, Sippenhaftung und Solidarität.

KOMMUNAL Frau Senli, Herr Béjaoui, warum engagieren Sie sich politisch?
Nurgül Senli: Als Enkelin von Einwanderern habe ich früh Ausgrenzung und Rassismus erlebt. Mein Weg zum Studium war sehr steinig, weil ich – nicht unüblich in Deutschland – zunächst nur auf die Hauptschule gehen durfte. Ich möchte mitreden und mitgestalten. Soziale Gerechtigkeit, ein fairer Umgang miteinander, Ungleichheiten abbauen und Benachteiligungen beseitigen – nicht nur für
Menschen mit Migrationshintergrund! Das sind meine Themen.
Ahmed Béjaoui: Im Jahr 2015, zwei Wochen nach meiner Ankunft in Chemnitz, bin ich das erste Mal auf der Straße angegriffen worden. Damals habe ich mir gesagt: Ich will nicht nur über all das reden, was in Deutschland schlecht läuft, auch, aber nicht nur im Bereich Migration. Ich will mich dafür einsetzen, dass Dinge besser werden. Meckern ist mir zu einfach.

Sie sind bei den Kommunalwahlen im Sommer 2024 angetreten. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Nurgül Senli: Beim Aufhängen von Wahlplakaten sagte mir ein Mann, den ich davon abhalten wollte, Plakate wieder herunterzureißen: „Du siehst doch auch aus wie eine Kanakin – euch sollte man alle an die Wand stellen.“ Ich war wütend, fühlte mich ohnmächtig und hatte Angst. Der Mann war nicht allein und ich wusste: Noch ein Satz oder eine falsche Bewegung und der Mann schlägt zu. Beschimpfungen ist man als Politikerin gewohnt. Aber die Qualität des Hasses hat zugenommen. Es tut nicht mehr so weh wie am Anfang, das Fell wird dicker. Trotzdem bleibt es schwer.
Ahmed Béjaoui: Mir ging es auch nicht besser. Ich musste mir anhören, dass Leute wie ich erschossen gehören. Angespuckt werden ist schon Normalität. Wenn ich darüber nicht lachen würde, dann würde ich von solchen Sätzen und den hasserfüllten Blicken wahrscheinlich krank. Ich muss ehrlich zugeben: Ich hatte Momente, in denen ich abhauen wollte. Aber meine Mutter sagte: Ahmed, Du
wirst nicht aufgeben und alles wegwerfen, was Du Dir aufgebaut hast. Stattdessen habe ich einen besseren Weg gefunden: Ein Teil der Veränderung sein, die wir einfordern. Vielleicht können wir den ein oder anderen Men schendafür gewinnen, sich für eine andere, eine bessere Gesellschaft einzusetzen.

[…]

Erschienen in KOMMUNAL,3/2025

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