»SOLANGE WIR DEN VERBRENNERMOTOR SCHÜTZEN UND NICHT UNSERE KINDER, KOMMEN WIR DEM KOLLAPS JEDEN TAG EIN STÜCKCHEN NÄHER«, SAGT CORDULA WEIMANN UND GRÜNDETE »OMAS FOR FUTURE«
Frau Weimann, Sie sagen: Unsere Gesellschaft ist krank und unser System ist es auch. Wie krank sind wir Menschen als Teil von beidem?
Cordula Weimann: Sehr krank, selbst wenn wir uns gesund fühlen. Statistiken zeigen ganz klar: Wir leben länger als unsere Vorfahren, aber wir leben nicht gesund länger: Viele leiden an Übergewicht, bewegen sich zu wenig, ernähren sich ungesund. Andere Faktoren sind aber vergleichbar schädlich: unser Egoismus, unsere Unverbundenheit mit der Natur, unsere Abgrenzung von der Gemeinschaft und unser Denken in Ich-Kategorien. Besonders wird das deutlich an unseren Kindern. Hirnforscher warnen längst, dass die Defizite, mit denen die Kinder heute vielfach aufwachsen, im Erwachsenenalter nicht mehr auszugleichen sind. Wir haben vergessen, dass wir ein Teil der Natur sind und dass wir nur in einer heilen Umwelt selbst heil sein oder heil werden können. Denn wir sind mit allem um uns herum verbunden, auch wenn wir das noch nicht begreifen oder gar spüren können.
Viele von uns verdrängen, was wir unserem Planeten mit unserem Lebensstil täglich antun. Sie selbst haben das auch lange getan. Was hat bei Ihnen Veränderung bewirkt?
CORDULA WEIMANN: Die plötzlich aufscheinende Erkenntnis, dass ich meine Enkelkinder belüge. Ich konnte den Kleinen nicht mehr erklären, dass ich sie liebe und sie mir vertrauen dürfen, ich aber gleichzeitig durch mein tägliches Handeln dazu beitrage, ihre Zukunft zu verwirken oder auch nur zu gefährden. Für mich ging das irgendwann nicht mehr übereinander.
Der Krisen sind zu viele, um sie hier alle aufzuzählen. Was wäre die erste Stellschraube, an der wir einer besseren Zukunft zuliebe drehen müssten?
ORDULA WEIMANN: Wir brauchen ein Ende des linearen Denkens. Wir müssen endlich damit beginnen, in Kreisläufen zu denken, wie es die Natur macht. Was wir entnehmen, müssen wir zurück in den Kreislauf führen. Wir müssen die Mär vom immerwährenden Wachstum beenden. Selbst ein Baum ist klug genug, an einem bestimmten Punkt das Wachstum einzustellen.[…]
Aus: PUBLIK FORUM EXTRA Februar 2025
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