Das Geschäft von Hans-Dietrich Reckhaus ist die Insektenvernichtung. Doch nun baut er sein Unternehmen um – und versieht seine Produkte mit der Warnung “Tötet wertvolle Insekten”.
Hans-Dietrich Reckhaus aus Bielefeld vernichtet Insekten, genauer: Er ist Geschäftsführer eines Unternehmens, das seit 1956 Ungeziefersprays, Fliegenfänger, Mottenpapier und Ameisensprays herstellt. Einerseits. Andererseits weiß er, dass Fliegen, Motten, Ameisen wichtig sind fürs ökologische Gleichgewicht. Es wäre also nur konsequent, wenn seine Firma dichtmachen würde. Doch da ist die Verantwortung für seine Angestellten. Und was passiert, wenn er seine Marktanteile Konzernen wie Bayer überlässt? Die klären weder über ihre viel bedenklicheren Produkte auf, noch kompensieren sie, was sie vernichten, sagt Reckhaus. ” Mit dieser Vorgehensweise würde ich kein einziges Insekt retten und ich würde den Hebel verlieren, mit dem ich wirklich etwas verändern kann.” Vor 30 Jahren übernahm Reckhaus das Unternehmen von seinem, Vater, Betriebswirtschaft hatte er nur widerwillig studiert. Dass sein Unternehmen am Insektensterben mitwirkt, interessierte ihn lange nicht. Das änderte sich im Frühjahr 2012: Reckhaus wollte seinen neu entwickelten Fliegenfänger kunstvoll bewerben lassen. Inszenieren sollten das Frank und Patrik Riklin, zwei Konzeptkünstler aus der Schweiz. Die stellten dann eine Frage, die das Leben des Unternehmens veränderte: “Hans, hast du dir einmal überlegt, welchen Wert eine Fliege hat? Und sollte man Fliegen nicht besser retten, statt sie zu töten?” Der Unternehmer grübelte eine ganze Nacht lang. Es war ja richtig. Sein Unternehmen hatte Milliarden von Insekten “auf dem Gewissen”, und bisher hatte er darüber nie nachgedacht. Das tat er jetzt – und zwar gründlich. Heraus kam: “Fliegen retten in Deppendorf!” Eine damals viel belächelte Aktion […]
Erschienen in “Publik Forum”, 10/2022
Download “Der Wert einer Fliege”
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