Etliche Finanzmarktsünden hat der promovierte Volkswirt auf 256 Seiten zusammengefasst und sein Resümee fällt deutlich aus: ,,Die Bank gewinnt immer.“ So zumindest steht es auf dem Einband von Gerhard Schicks Buch. Zig Beispiele führt er dafür an: Die Finanzwirtschaft bringe hochriskante Anlageformen unters Volk, diktiere der Pblitik Gesetzestexte, befördere die Steuerflucht von Unternehmen, leiste krimineller Geldwäsche Vorschub, schreddere die Altersvorsorge, vernichte bezahlbaren Wohnraum, winde sich als Versicherung aus Zahlungsverpflichtungen, gehe unverhältnismäßige Risiken ein und beziehe im Krisenfall Hilfen auf Kosten der Steuerzahlenden. Was nach dem Drehbuch einer neuen, aufsehenerregenden Netflix-Serie klingt, ist Realität – und das seit Jahrzehnten. Doch die wenigsten bekommen davon etwas mit, geschweige denn durchschauen sie die komplexen Konstrukte des Finanzmarkts. Eigentlich hätte Schick, dreizehn Jahre lang Bundestagsabgeordneter von Bündnis90-Die Grünen, alle Möglichkeiten gehabt, darauf eine parlamentarische Antwort zu finden und Mehrheiten zu schmieden; gerade jetzt, wo seine Partei darum kämpft, die künftige Regierungskoalition erstmals anzuführen. Der smarte Typ mit dem gepflegten Fünf-Tage-Bart hatte sich als finanzpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion und als Mitglied im Finanzmarktgremium des Bundestages einen Namen gemacht. Stattdessen aber sammelte Schick Mitte 2018 ein Team um sich, verließ noch im selben Jahr das Parlament und gründete schließlich den Verein Bürgerbewegung Finanzwende, dessen geschäftsführender Vorstand er heute ist. Warum das alles? Schicks Provokative These: „Der Finanzmarkt vergiftet die Gesellschaft.“ Dabei sind es nicht nur einzelne Geschäftspraktiken, die ihn empören. Seiner Meinung nach ist das System mit immer weniger und dafür immer mächtigeren […]
Erschienen in VETO, 01.10.2021
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