Die Natur sichert uns das Überleben und hilft uns, körperlich, seelisch und geistig gesund zu bleiben. Umso erstaunlicher ist es, dass manche Menschen ihr ganzes Leben in einer urbanen Umwelt verbringen können und dennoch kaum das Gefühl haben, etwas Wesentliches zu versäumen. Die Verbindung mit unserem natürlichen Lebensraum scheint heute nicht mehr selbstverständlich zu sein – eine Entwicklung, die Forscher bereits mit einem eigenen Ausdruck belegen: Sie sprechen von einem Natur-Defizit-Syndrom. Das Nichtwissen um und das Nichterleben von Naturereignissen, ihren natürlichen Zyklen und Rhythmen bleiben allerdings nicht ohne Einfluss auf die Art unseres Denkens, Fühlens und auf die Entwicklung unserer Persönlichkeit. Das gilt ganz besonders für unsere Kinder.
Eigentlich ist die Natur der größte Spiel- und Ideengeber, den unsere Kinder haben könnten. Auf Bäume klettern und Hütten errichten, aus Steinen Brücken bauen und Bäche stauen, Pfeil und Bogen schnitzen, Vögel beobachten, Tierstimmen erraten, Kastanien und Eicheln zum Basteln sammeln, Pilze finden und bestimmen, im Zelt übernachten oder mit geschlossenen Augen die Besonderheiten eines Baumes ertasten. Was durch die gesamte Entwicklungsgeschichte der Menschheit ein ganz natürlicher Spielplatz für den Homo sapiens war, ist so manchem Großstadtkind
heute eine fremde Welt. Betreiber von Outdoor-Camps berichten über seltsame Phänomene, die sie bei ihrer Klientel feststellen: Kinder, die weinen, wenn sie schmutzige Hände bekommen. Kinder, die fassungslos sind, wenn sie ihr Handy ausmachen sollen, die völlig orientierungslos im Wald stehen und sich nicht zu beschäftigen wissen, weil sie das .Spielzeug um sie herum als solches gar nicht erkennen. Kinder, die Tiere, abseits von domestizierten Haustieren, nur noch aus Bilderbüchern und als computeranimierte Fabelwesen kennen – eine Entwicklung […]
Erschienen in “Natur und Heilen”, August 2022
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