Mein Elternhaus war von Gewalt und sexuellen Übergriffen geprägt. Mit einer hilflosen Mutter und einem zutiefst gestörten, brutalen Stiefvater lernte ich früh, wie “wertlos” ich war. Meine Geschwister und ich hatten Todesängste. Niemand hat uns geholfen. Mit 17 floh ich in ein Mädchenhaus. Als ich volljährig wurde, musste ich ausziehen. Weil die Behörden versagten, war ich plötzlich völlig mittellos und von Obdachlosigkeit bedroht. Ein Polizist nahm mich bei sich auf. Allerdings nicht ohne Gegenleistung – und die war mein Körper. Statt zu studieren, musste ich mich verkaufen. Wen meine Lebensgeschichte interessiert, der kann sie in meinem Buch “Entmenschlicht” nachlesen. Ich freue mich über jeden Menschen, dessen Blick auf Prostitution sich dadurch wandelt. Dann ich weiß, dass es richtig war, in Gedanken noch einmal in diesen entsetzliche Zeit einzutauchen.
Es ist eine Mär, dass die Legalisierung der Prostitution den betroffenen Frauen geholfen hat. Stattdessen hat sie die Nachfrage nach Frauen erhöht und den Menschenhandel intensiviert. Die Zahl der Freier hat zugenommen, und sie werden immer brutaler. Deshalb will ich, dass in Deutschland das “Nordische Modell” eingeführt wird. Dieses sieht vor, dass Prostituierte entkriminalisiert und Freier und Zuhälter kriminalisiert werden. Unterstützung beim Ausstieg und gesellschaftliche Aufklärung gehören ebenfalls dazu. Für mich ist das der richtige Weg. Dafür kämpfe ich: mit meinem Buch, mit Lesungen, Vorträgen, mit dem Betroffenen-Netzwerk Ella, das Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution unterstützt, und als Autorin und Interviewpartnerin. Auch wenn es manchmal über meine Kräfte geht, mich diesen Diskussionen immer wieder zu stellen.
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass es in der Prostitution einen Konsens gibt oder geben kann. […]
Erschienen in PUBLIK FORUM, 26.08.20222
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