Ein Sommertag im Juli 2022 neigt sich seinem Ende entgegen. Jaroslav Gubenko aus dem rheinlandpfälzischen Germersheim hat den Abend mit Frau, Tochter und einigen Freundinnen und Freunden in einer Pizzeria verbracht. Gegen 22.30 Uhr macht sich seine kleine Familie auf den Heimweg. Der 25-Jährige trägt die noch immer putzmuntere Zweijährige auf dem Arm,
seine Frau schiebt den Kinderwagen. Die drei nähern sich bereits ihrer Wohnung, als der gebürtige Russe stutzt. Hat da nicht jemand geschrien? Ja, nun hört er es ganz deutlich. Da schreit eine Frau. Gubenko schaut sich um und sieht in etwa 30 Metern Entfernung eine Frau die Straße entlangeilen, verfolgt von einem Mann. Beide sind deutlich älter als Gubenko. Im nächsten Moment hat der Mann die Frau eingeholt. Sie rudert kurz mit den Armen, stürzt dann vornüber und schlägt hart auf dem Pflaster auf. Hat der Verfolger sie gestoßen, oder ist sie ausgerutscht
und das Ganze nur Spaß? Gubenko zögert. Die Frau am Boden wälzt sich auf den Rücken und der Mann stürzt sich auf sie, setzt sich auf ihren Bauch. Gubenkos Frau ruft: „Schatz,
hilf der Frau!“ Der 25-Jährige setzt seine Tochter in den Kinderwagen und sprintet los. „Hey, du da, geh von der Frau weg!“, schreit er dem Angreifer zu. Der schaut nicht einmal hoch. Gubenko
ist nur noch wenige Meter von dem Paar entfernt, da blickt der Mann doch auf. Seine Gesichtszüge sind wutverzerrt. Dann reißt er den rechten Arm hoch und stößt ihn mit Wucht auf sein Opfer hinunter. In diesem Moment ist Gubenko bei ihm. Der Speditionskaufmann, der in seiner Freizeit Kraftsport und Kickboxen betreibt, rammt dem Mann aus vollem Lauf ein Knie in den Körper. Die Wucht des Aufpralls ist so groß, dass beide Männer etwa zwei Meter entfernt von der Frau am Boden auf den Asphalt stürzen. Sofort rappeln sie sich wieder auf. Erst jetzt bemerkt Gubenko, dass der Täter ein Messer in seiner rechten Faust hält. Drohend schwenkt er es in seine Richtung. Gubenko weicht ein, zwei Schritte zurück, spürt etwas Warmes sein rechtes Bein hinabrinnen. Er
blickt an sich hinunter. Unterhalb des Knies ist sein Bein blutüberströmt. Der Täter hat ihn erwischt! […]
Erschienen in „Reader’s Digest“, 01.03.2023
Download “Rasend vor Wut”
1288_Gubenko_Readers_Digest_01_03_2023.pdf – 86-mal heruntergeladen – 1,08 MB